Zingdad: Religiöser Beweis des Einsseins
Zingdad (Arn Allingham), Die Aufstiegs-Schriften, Bd.
1
Kapitel 5: Der religiöse Beweis des Einsseins
Zingdad: J-D,
ich gehe davon aus, dass wir auch nicht über alle Zweifel hinaus das Einssein
von allem aus religiöser Sicht „beweisen“ wollen?
Joy-Divine: (wörtl.: Göttliche Freude) Nein, du hast recht.
Es spielt keine Rolle, wie wir dieses Thema angehen, die Menschen haben immer
das Recht und die Fähigkeit zu zweifeln oder anders zu wählen. Hier geht es
darum, eine Ansicht vorzustellen, die du und deine Leser/innen wählen können,
wenn sie in eurem Herzen auf Resonanz stößt. Vorher habe ich das Thema aus
atheistischer/wissenschaftlicher Sicht behandelt, nicht, weil ich in
irgendeiner Weise solche Menschen angreifen oder überzeugen möchte. Überhaupt
nicht. Sondern einfach nur, um einen Ausgangspunkt für eine stichhaltige
Argumentation zu haben. Und jetzt werde ich dies wieder zu tun. Ich werde einen
anderen Standpunkt einnehmen und dieselbe Argumentation aus diesem anderen
Blickwinkel führen. Dieser neue Blickwinkel ist der der organisierten Religion.
Für meine Zwecke möchte ich die Religionen in zwei Gruppen einteilen:
diejenigen, die Gott als getrennt vom Selbst sehen und diejenigen, die das
Selbst als eins mit Gott sehen. Die letzte Gruppe befindet sich bereits in
Übereinstimmung mit dem Punkt, den ich hier behandle, sodass wir sie für den
Zweck dieser Erörterung einfach auslassen können. Ich möchte also den Glauben
der ersteren als Ausgangsposition nehmen: die Ansicht, dass es einen Gott gibt,
aber dass dieser Gott getrennt oder außerhalb von der Schöpfung Gottes ist.
Ich möchte gern einige Bemerkungen vorausschicken:
Wenn jemand bereits an ein allmächtiges oberstes Schöpfer-Wesen glaubt, dann
würde ich die folgende Behauptung aufstellen. Da es allmächtig ist, kann
der/die/das Höchste Schöpfende tun, was Es will, richtig?
Z: Umm.
Nur einen Moment bitte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich glücklich mit
der „Es“-Bezeichnung für Gott bin.
J-D: Ja.
Ich weiß. Es tut mir leid. Ihr habt kulturelle Vorstellungen, mit denen
verbunden ist, dass „Es“ irgendwie minderwertiger sei als ER oder SIE. Nun, ich
fürchte, ich werde auf diese Bezüge keine Rücksicht nehmen. Das Höchste
Schöpfende hat kein Geschlecht. Es ist weit, weit jenseits von
solchen kleinlichen Aspekten. Es ist beide und keins und vor allem sehr weit
über jedes Geschlecht hinaus. Solange es also in der englischen Sprache
kein besseres Wort gibt, das „Ihn, Sie und Es und jedes andere
Geschlecht, das es möglicherweise in der gesamten Schöpfung geben könnte, und
alle diese, und keins davon“ bezeichnet, werde ich stur mit „Es“
arbeiten. Dies ist so ziemlich das Gegenteil davon abwertend zu sein. Gott auf
ein Geschlecht zu beschränken ist aus meiner Sicht weit geringschätziger. Doch
um gekränkten Befindlichkeiten entgegenzukommen, werden wir den ersten
Buchstaben des Wortes immer groß schreiben, also „Es“. Ist das in Ordnung?
Z: Ja,
perfekt, danke. Aber da ich schon unterbrochen habe und sehe, dass ich sehr
pingelig bin, was ist mit der Bezeichnung „Gott“? Ich meine, unterstellt das
nicht einereligiöse Sichtweise? Sollten wir nicht vielleicht
„Quelle“ sagen oder… etwas weniger Einschränkendes?
J-D: Ooooookay. Lass uns auch schnell darauf eingehen. Kein
Name oder keine Bezeichnung, die du dir einfallen zu lassen wählen könntest,
wird jemals ausreichen. Eine Benennung ist naturgemäß vermindernd. Sie schließt
alles, was sie nicht trifft, aus. Keine Bezeichnung wird es jemals schaffen,
Gott zu beschreiben, denn Gott ist alles und noch mehr als das. Gott ist
jenseits jeden vollständigen Verstehens und Beschreibens. So sollten wir
wahrscheinlich nur wählen, beim Thema Gott ganz still zu sein, denn alles, was
du über Gott sagen könntest, ist eine Verminderung der Wahrheit. Kein Name und
keine Beschreibungen und keine Versuche zu verstehen. Doch das wäre dumm.
Sicherlich sollten wir zumindest versuchen, mit dem, was wir haben, Gott zu
begreifen? Einen Anfang machen und unser Begreifen weiterhin verbessern, indem
unsere Fähigkeiten zu begreifen zunehmen? Und da ihr auf dem Planeten Erde
Sprache verwendet, um zu kommunizieren und eure Gedanken zu entwickeln, müssen
wir irgendein Wort für Gott finden. Wenn wir alle Wörter nicht
zulassen, dann ist es nicht möglich, über Es zu sprechen. Und wenn wir uns
einen beschreibenden Begriff einfallen lassen dann ist das noch schlimmer, da
das sogar noch einschränkender ist. Im Interesse also, dass dieses Gesprächs
überhaupt stattfinden kann, wähle ich einfach den Namen, der in der Kultur, in
der du derzeit lebst, die größte Resonanz hat. Wenn ich von dem mächtigen
Zeelagzog (oder welchem erfundenen Namen auch immer) sprechen würde, würdest du
fragen: „Wer?“ Wenn ich also stattdessen anfange von Gott zu sprechen, dann
weißt du, von wem ich spreche, auch wenn ich danach klären muss, was meine
Ansicht von Gott ist. Das ist genau das, was ich gerade tue.
Wenn deine Ansicht von Gott ist, dass Es getrennt ist vom Rest von uns, dann
bin ich hier und berichte dir von meiner Ansicht von Gott, nach der Es EINS ist
mit uns und Allem-Was-Ist. Ich werde also den Namen „Gott“ verwenden und im
Laufe der Zeit wirst du verstehen, was ich mit diesem Namen meine. Wenn dein
Leser/deine Leserin einen anderer Begriff vorzieht, dann bitte ich bescheiden
diesbezüglich um ihren Ermessensspielraum.
Z: Okay,
ich habe verstanden. Danke für die Klarstellung und Entschuldigung für die
Unterbrechung. Können wir bitte noch einmal da anfangen, wo wir aufgehört
haben?
J-D: Ja, sicherlich. Ich machte die Beobachtung, dass, wenn
Gott allmächtig ist, Gott dann tun kann. was immer Es will und erschaffen kann,
was immer Es will, richtig?
Z: Richtig.
J-D: Wenn also solch ein Wesen die Welt aus deiner Sicht
erfahren wollte, dann könnte Es das. Tatsächlich könnte Es, wenn Es wollte, die
Welt gleichzeitig aus der Sicht eines jeden einzelnen
Lebewesens erfahren, nicht wahr?
Z: Ja.
Ich vermute, das Wort „Allmacht“ bedeutet so ziemlich, dass du nicht
eingeschränkt bist. Du kannst alles tun. Und dazu, bin ich mir sicher, alles
aus jeder Sichtweise sehen.
J-D: Dann also wäre nur noch die Frage, ob Gott
dies wünschen würde. Würde Gott die Dinge genauso sehen wollen wie du (und
jede/r andere) sie sieht oder würde Gott wünschen, die Schöpfung von „oben“
oder von einer „separaten“ Position anzuschauen? Ich möchte die Frage
folgendermaßen beantworten: Was ist die liebevollste Sicht, die Gott einnehmen
kann? Welche Sichtweise würde Gott einnehmen, die Gott die größte Liebe und das
größte Mitgefühl für dich geben würde? Klar, damit Gott dich wirklich versteht,
müsste Gott sich bereit erklären, so zu leben wie du. Sonst
stünde Gott außerhalb von dir und würde auf deine kleinen Schwächen und Pannen
sehen und dich als unzulänglich und gebrochen betrachten. Aber wenn Gott die
Welt durch dich, als du erfährt, dann kann Gott ganz bestimmt
für dich nichts anderes als Mitgefühl und Liebe haben. Ich gebe dir deshalb die
Wahl: Glaubst du, dass dich Gott liebt oder nicht? Ich möchte ganz stark
behaupten, dass Gott Liebe ist. Und ich unterbreite dir die
einfache Wahrheit, dass die liebevollste Wahl für Gott ist, dass Gott sich
nicht selbst als von dir getrennt sieht. Doch wenn Gott nur gewählt hat, die
Dinge durch deine Augen zu sehen, doch immer noch weiß, dass Es
Gott ist, dann, das wäre nicht deine Sichtweise. Deine
Sichtweise ist genauso wie die Dinge sich für dich darstellen.
Ich sage, dass das liebevollste, was Gott tut, ist, auch deine Sichtweise genau einzunehmen.
Gott erfährt damit die Welt durch dich, als du! Auch wenn du
nichts über die Existenz Gottes weißt oder an Gott oder was auch immer glaubst.
Gott ist immer noch in dir. Und in jeder anderen möglichen Sichtweise. Gott
tritt also nicht nur in bestimmte fromme und „göttliche“ Sichtweisen ein, wenn
sie gut erzogen sind! Nein. Das ist bedingte Liebe. Und ich sage, dass Gott die
bedingungslose Liebe ist.
Z: Das
sagst du. Aber kannst du es beweisen…, dass Gott uns bedingungslos liebt.
J-D: Um
es zu wiederholen, ich kann dir ein starkes Argument geben. Du wirst glauben,
was du willst. Aber wenn du glaubst, dass Gott allgegenwärtig und allwissend
ist, dann stimmst du mir schon definitionsgemäß zu.
Z: Huh?
Wie?
J-D: Allgegenwärtig
bedeutet, an jedem Punkt vorhanden zu sein. Es gibt nichts, wo Gott nicht ist.
Einschließlich natürlich, wo du bist. Wenn du nun dein Verständnis über die
Örtlichkeit erweiterst, dann wirst du verstehen, dass du nicht nur geografisch
an deinem aktuellen Standort bist, sondern du bist auch geistig an dieser
Stelle. Du bist geistig da, wo du bist, als Folge der
Glaubenssätze/Überzeugungen und Ideen, die du über dich selbst, das Leben und
Gott hast. Nun, Gott ist allgegenwärtig. Dies bedeutet, dass Gottauch an
genau diesem Ort mit dir und überall sonst an jedem anderen Ort ist mit jedem
anderen Wesen und jeder Sache in allem-Was-Ist.
Z: Hmm.
Guter Punkt.
J-D: Und
allwissend bedeutet „alles zu wissen“. Weißt du, wie es ist, ein Hund zu sein?
Z: Nein….
nicht wirklich.
J-D: Aber du hast doch Hunde, die bei dir Zuhause mit dir
leben. Du liebst sie wie Kinder. Du beobachtest alles, was sie tun und
studierst oft mit großem Interesse ihre Interaktionen und Prozesse. Warum weißt
du nicht, wie es ist, ein Hund zu sein?
Z: Weil
ich ein Mensch bin! Ich habe keine Kenntnis davon, jemals ein Hund gewesen zu
sein!
J-D: Ah ha! Um wirklich zu wissen, wie es
ist, jemand zu sein, musst du tatsächlich diese/r Jemand sein.
Andernfalls weißt du nur etwas über dieses Wesen. Nun, mit
Gott ist es genauso. Wenn Gott wirklich allwissend ist, dann kann Gott nicht
nur etwas über dich wissen. Wenn Gott dich von außen beobachtet, dann wird Gott
nie wirklich wissen, wie es ist, du zu sein. Stattdessen tut Gott
Folgendes: Gott ist du.
Z: Aber…
ist das nicht ein lächerlicher, ichbezogener Standpunkt, anzunehmen –, dass ich
Gott bin? Ich meine, Gott ist so groß und…
J-D: Nein.
Es kann nicht ichbezogen sein, für dich selbst zu beanspruchen, was du auch für
alle anderen beanspruchst. Tatsächlich beanspruche ich dasselbe für jedes Tier,
jede Pflanze, jedes Insekt, jeden Stein, jedes Molekül, jedes Atom… du
erkennst, was ich meine. Aus dieser Sicht sage ich, du bist so groß wie das
Universum, aber auch so groß wie eine Amöbe. Wie klingt das wie Ichbezogenheit?
Dieser Standpunkt macht dich weder größer noch kleiner als irgendeins der
anderen Wesen in Allem-Was-Ist. Doch er macht Gott viel größer.
Z: Wie
das?
J-D: Offensichtlich ist ein Gott der/die/das unendliche
Sichtweisen hat, überall ist, alles kennt und mit unendlicher Kraft und
Fähigkeit ausgestattet ist, größer als ein Gott, der/die/das nur einige
Sichtweisen hat und solange nur außerhalb von dir leben kann, bis du bestimmte
„gute und heilige“ Dinge tust.
Z: Hmm.
Ein weiteres gutes Argument.
J-D: Ich
gebe dir also ein Rätsel. Wenn Gott allmächtig ist und wenn
Gott Liebe ist, dann hätte es den Anschein, dass Gott eins mit dir sein muss.
Und wenn Gott allwissend ist, dann muss Gott eins mit dir
sein. Und wenn Gott allgegenwärtig ist, dann muss Gott eins
mit dir sein.
Jetzt hast du also die Wahl. Möchtest du deinen
Glauben an diese Eigenschaften Gottes aufgeben? Ziehst du es vor zu glauben,
dass Gott weniger als dies ist? Möchtest du sagen, dass Gott
nicht allmächtig ist, keine Liebe ist, nicht allwissend ist und nicht
allgegenwärtig ist? Oder möchtest du die unausweichliche Wahrheit annehmen,
dass Gott eins ist mit allem und allen… einschließlich dir und jeder/jedem
deiner Leser/innen, natürlich?
Z: Ich
bin sicher, es muss noch andere Argumente geben.
J-D: Da
hast du recht! Es gibt immer andere Argumente, denn es gibt immer Raum zu
zweifeln oder um eine andere Sichtweise zu erzeugen. Damit kommt euer freier
Wille der Wahl ins Spiel. Und wenn das die Richtung ist, in die dich dein Herz
führt, dann musst du natürlich deiner eigenen Wahrheit folgen. Ich bin nicht
hier, um dir zu sagen, was deine Wahrheit sein muss. Ich bin hier, um dir zu
sagen, was meine Wahrheit ist. Ich stelle meine Argumente vor und begründe sie.
Dann kannst du entscheiden.
Z: Nein,
warte einen Moment. Was ich verstehen möchte, ist, dass du gute Argumente hast,
dass Gott alle Sichtweisen annimmt. Ich bin einverstanden, dass dies bedeuten
könnte, dass Gott in der Lage ist, genau zu wissen, wie es ist, ich zu sein,
und Dinge genauso erlebt wie ich sie erlebt habe und so. Aber das ist nicht
dasselbe wie zu sagen, dass Gott mit mir eins ist.
J-D: Wieso ist es das
nicht?
Z: Nun,
ähm… Was wäre, wenn Gott mit mir Huckepack mit mir in meinem Kopf wäre… weißt
du?
J-D: Nein.
Entweder erfährt Gott dein Leben genauso wie du es erfährst,
oder die Erfahrung Gottes von deinem Leben unterscheidet sich von deiner
Erfahrung. Beides ist nicht möglich. Egal wie klein der Unterschied wäre, jegliche Trennung
würde die Regeln der Allwissenheit und Allgegenwart brechen. Doch wie ich schon
sagte, können wir uns weiter im Kreis drehen, wenn wir wollen und wenige
Aspekte finden, über die wir sprechen können.
Z: Nein,
das leuchtet mir ein. Ich stimme dir zu. Es macht absolut Sinn und es spricht
mich wirklich im Herzen an. Doch es gibt etwas, womit ich nicht ganz klarkomme:
Warum tut Gott das? Dies zu tun scheint etwas sehr Erstaunliches zu sein…
dieses ganze Universum zu erschaffen und es mit wer weiß wie vielen Billionen
von Partikeln von einem selbst anzufüllen, von denen keins weiß, dass sie du
sind. Wozu die ganzen Anstrengungen? Wozu dient das alles?
J-D: Erinnerst
du dich an das Gleichnis in Kapitel 3? Die Parabel über den König, der den Trank
des Vergessens trank? Nun, ein wenig verhält es sich genauso. Gott ist mit
einem endlosen Prozess der Selbsterschaffung und Selbstentdeckung beschäftigt.
„Wie wäre es, wenn ich so wäre?“ ist die Frage, die ein neues Wesen erschafft…
oder ein ganz neues Universum. Die Reise in das Vergessen, die hier in dieser
Wirklichkeit erfolgt, ist ein mögliches Mittel zur Selbstentdeckung.
„Wie wäre es, wenn ich nicht wüsste, wer oder was ich
wirklich bin?“ führt zu einer
beliebigen Anzahl von Wirklichkeiten. Diese ist eine von ihnen. Die
Wirklichkeit ist die Frage. Du, jede/r Einzelne von euch, ihr seid eine mögliche
Antwort.
„Ich bin, was mit Gott unter diesen Bedingungen
geschieht“, ist die Antwort, die ihr eifrig zurückgebt.
Z: Okay…
also bin ich eins mit Gott und das sind wir alle. Und wir beschäftigen uns mit
einer Reise der Selbstentdeckung. Indem ich mich mit meiner eigenen Reise der
Selbstentdeckung beschäftige, trage ich für das alles zu mehr Selbsterkenntnis
bei.
J-D: Gut!
Ja! Wenn du Gott entdecken möchtest, dann ist der beste Ort, um damit zu
beginnen, dich selbst zu entdecken.
Z: Hmm.
Ich folge der Logik, aber… das klingt ungeheuerlich… Ich meine… würden das
einige Leute nicht ein bisschen gotteslästerlich finden?
J-D: Oh,
mit Sicherheit! Doch dann gibt es noch diejenigen, die die in diesem Gespräch
vertretene Ansicht grundsätzlich gotteslästerlich finden. Wenn du intensiv
genug suchst, dann wirst du auch noch jemanden finden, der es als
gotteslästerlich bezeichnet, einfach nur glücklich zu sein. Ich kann mich also
nicht damit beschäftigen, was andere zu denken oder zu glauben wählen. Für mich
selbst ist das ganze Konzept der Gotteslästerung ohne Bedeutung. Es ist
lächerlich zu glauben, dass du in der Lage seist, Gott zu beleidigen oder die
Gefühle von Gott zu verletzen. Trotzdem kannst du ganz bestimmt Überzeugungen
und Meinungen haben, die dich verletzen können. Das wird zum
Beispiel geschehen, wenn du hasserfüllte Gedanken über Gott hast. Doch nach
einiger Zeit und ein wenig liebevoller Anleitung werden schließlich alle Wesen
dahin kommen zu entscheiden, dass es ihnen nicht gefällt, sich selbst zu
verletzen, und dann hören sie damit auf und wählen stattdessen etwas
Konstruktiveres. Etwas, das ihnen Frieden, Liebe und Freude bringt. Und Gott zu
lieben wird das sicherlich tun. Gott weiß das. Gott sieht
dich, wie du wirklich bist. Du kannst keine vorübergehende kleine Sache sagen
oder tun, die Gott beleidigen könnte. Das ist tatsächlich vollkommen unmöglich,
weil Gott unendlich und im wahrsten Sinne des Wortes größer ist als das.
Z: Was
ist dann überhaupt Gotteslästerung? Wenn Gott nicht beleidigt werden kann,
warum haben wir dann überhaupt diesen Begriff?
J-D: Die Vorstellung der Gotteslästerung ist eine Fiktion,
die von einigen verwendet wird, um andere über Angst zu kontrollieren. Sie
stammt aus ältesten Zeiten, als Schamanen und Medizinmänner dem Stamm sagten,
dass er sich in einer bestimmten Weise zu verhalten habe, sonst wären die
Götter unglücklich und dann gäbe es eine schlechte Ernte… oder etwas Ähnliches.
Dies ist genau dieselbe Idee, die euch in eurer Gesellschaft von religiösen
Autoritäten unterbreitet wird, die verlangen, dass ihr in einer bestimmten
Weise denkt, glaubt und handelt und nur bestimmte zugelassene Dinge sagt. Wenn
du die Grenzen übertrittst, die sie für dich errichtet haben, dann sagen sie
dir, dass du Gottes Missfallen erregst, der dir dann dein Leben schwer macht
oder dich sogar mit der Pest schlägt und dich sterben lässt. Und dann natürlich
dafür sorgt, dass du für alle Ewigkeit Höllenqualen erleidest. Es ist immer
wieder dieselbe Geschichte von Manipulation und Kontrolle. Der einzige
Unterschied ist, dass die neueren Religionen vielleicht ein wenig grausamer und
gewalttätiger bei den Strafen sind, die sie sich für diejenigen ausmalen, die
nicht tun, was sie verlangen. Aber egal. Es ist alles gleichermaßen falsch.
Gott erschafft keine engen Regeln, denen du zu folgen hast. Gott gibt dir
stattdessen freien Willen. Gott ist kein bockiges Kind, das einen Wutanfall
bekommt, wenn du das Angebot des freien Willens annimmst. Gott ist kein
rachsüchtiger, grausamer Sadist, der dir etwas zuleide tut, weil dir sehr
menschliche, ganz normale Fehler im Urteil unterlaufen sind. Du fügst dir über
diese Fehler selbst Leid zu und wirst mit absolut garantierter Sicherheit
schließlich aus deinen Fehlern lernen und nach einiger Zeit selbst dahin
kommen, bessere Entscheidungen zu treffen. Was wäre also der Sinn, dich zu
bestrafen? Durch Strafe lernst du überhaupt nichts. Du lernst nur, wenn du genaudas
bekommst, was du geschaffen hast. Gott ist bestimmt nicht unaufmerksam,
unwissend oder unintelligent. Gott wird nichts tun, was nicht funktioniert.
Die gesamte Vorstellung der Gotteslästerung und
göttlichen Strafe ist nicht nur unbegründet, sie steht auch direkt im Gegensatz
zu dem, was Gott ist und wie Gott sich verhält. Gott ist eins mit dir und Gott
ist jenseits von jedem Wunsch, sich selbst zu hassen oder zu bestrafen.
Wenn es so etwas wie Gotteslästerung gibt, dann ist zu
vermuten, dass es so etwas wie eine Gotteslästerung ist. (Er lächelt.)
Z: In
Ordnung. Das kann ich annehmen. Ganz klar ist es also kein gotteslästerlicher
Gedanke, wenn ich denke, dass es der beste Ort ist, um Gott zu entdecken, wenn
ich in mein eigenes Herz schaue?
J-D: Ganz bestimmt nicht! Ich möchte dich noch einmal an
einen meiner Lieblingssätze erinnern: Heißt es nicht, dass du nach dem Bilde
Gottes gemacht bist? Ist dieses nicht einfach eine andere Art zu sagen: „Wenn
du ein Abbild von Gott sehen willst,… dann blicke auf dich selbst!“
Z: Ah.
Ja. Ich vermute, das stimmt.
J-D: Noch
einmal. Ich meine nicht nur deinen physischen Körper. Ich meine das, was du
wirklich bist. Deine wahrste, tiefste Essenz. Und wenn das so ist,
dann folgt daraus, dass das Streben, deine eigene wahrste, tiefste Essenz zu
ergründen, das Streben danach istGott zu erkennen.
Z: Ah!
Das macht Sinn. Doch wir sind alle Gott. Ich meine, dass alles das ist. Warum
also kann ich nicht anfangen Gott zu entdecken, indem ich um mich herumsehe,
auf eine andere Person oder auf die Natur oder irgendetwas?
J-D: Das
könntest du versuchen, und es würde in dem Umfang funktionieren, dass das
Beobachten von dem, was um dich herum ist, dir dabei hilft, mehr Verständnis
für dich selbst zu finden. Siehst du, du kannst nichts in einem anderen
verstehen, was du nicht zuerst bei dir selbst gesehen hast – es wird für dich
sonst einfach ein Rätsel bleiben.
„Wie können sie nur so sein?“ fragst du dich vielleicht und gehst
kopfschüttelnd weiter. Wenn du dieses jedoch bei dir selbst gesehen hast, dann
wirst du dich in diesen anderen hineinfühlen können. Du wirst ihm/ihr das
Geschenk deines Begreifens schenken, was ihnen womöglich hilft, sich auch
selbst zu verstehen. Die Selbstentdeckung ist also der Schlüssel. Und
Selbstliebe ist die Tür. Und Selbst-Annahme ist, wie du durch diese Tür gehst.
Und das ist die Reise, für die ihr erschaffen wurdet. Du siehst, Gott schaut
nicht nur durch deine Augen hinaus in die Welt, sondern mit Blick aus deiner
Sicht nach innen schaut Gott auf sich selbst. Und deshalb beschenkst du Gott
mit einer Sichtweise von sich selbst, wann immer du ein wenig mehr über dich
selbst entdeckst.
Z: Hey,
das ist ziemlich cool! Das bedeutet, dass Gott sich als Ergebnis all dieser
Prozesse, mit der wir alle beschäftigt sind, in einem ständigen Prozess der
Selbsterschaffung und Selbstentdeckung befindet.
J-D: Ja! Wir sind Gott, der/die/das sich selbst entdeckt.
Z: Dann
sind wir also alle zusammen mit demselben großartigen Werk beschäftigt?
J-D: Ja. Sogar die Aspekte Gottes, die das Schlimmste und
Dunkelste zu tun scheinen. Auch sie erschaffen eine Gelegenheit zur
Selbstentdeckung. Sie tun dies direkt durch ihre eigenen Erfahrungen, wie sie
wachsen und sich selbst entdecken und auch indirekt, weil sie den
Lichtorientierten die Möglichkeit bieten, sich selbst zu definieren und sich
selbst im Gegensatz zur Dunkelheit zu entdecken. Gäbe es keinen großen und mächtigen
Feind, dann hättest du nie die Möglichkeit zu entdecken, dass du mutig bist,
dass du entgegen aller Wahrscheinlichkeit aufstehst und das Richtige tust.
Würde niemand Unrecht begehen, wie würdest du dich dann entscheiden das
Richtige zu tun? Und so weiter. Die Dunklen sind für den größeren Prozess
genauso wertvoll wie die Lichtvollen. Und wenn du ein dunkles Spiel spielst,
dann ist die Freude über einen Kurswechsel und die Rückkehr ins Licht
unvergleichlich. Natürlich gibt es nicht wirklich so etwas wie „Dunkle“ oder
„Lichtvolle“. Nicht wirklich. Ihr habt alle diese beiden Zustände in euch
selbst. Ihr habt alle, an irgendeinem Punkt in eurer inkarnierten Geschichte
und sogar zu irgendeinem Zeitpunkt in diesem Leben einige sehr lieblose Dinge
getan und seid an einem „dunklen“ Ort gewesen. Und jede/r, egal wie „dunkel“,
wird irgendwann umkehren und ins Licht zurückkehren. Wenn nicht in diesem
Leben, dann zu irgendeinem zukünftigen Punkt. Ich sage dir, alles ist
eins. Und wir sind alle, jede/r auf eigene Weise, mit dem Prozess
beschäftigt zu entdecken, wer wir wirklich sind. Und damit sind wir in einem
Prozess der ständigen Schöpfung. Und dies ist unser Dienst für Gott.
Z: Dieser
Gedanke erfreut mich. Danke für diese erstaunliche Sichtweise. Doch es bleibt
noch ein letztes Hindernis, bevor ich deinen Ausgangspunkt, dass alles eins
ist, für mich annehmen kann. Ein solcher Glaube scheint mir zu bedeuten, dass
es kein Gut und Böse und kein Richtig und kein Falsch gibt. Dass wir
einfach tun können, was immer wir wollen, wie immer wir es wollen, wem
gegenüber wir es wollen und dass alles einfach für Gott annehmbar ist. Und das
fühlt sich für mich nicht richtig an. Diese „Alles-ist-eins“-Kiste scheint mir
zu einer ziemlich amoralischen Haltung zu führen.
J-D: Nur weil du es nicht richtig verstanden hast. Ich
möchte eine Pause machen, denn ich habe das Gefühl, dass meine Argumentation,
dass Gott eins mit allem ist, aus religiöser Sicht rund ist. Du stellst nun die
perfekte Frage, die mich direkt zu unserem nächsten Thema führt, nämlich den
„Konsequenzen des Einsseins“. Du hast ein wichtiges Thema angesprochen
bezüglich der Frage der Moral und von Lebensregeln. Trotzdem bist du von einer
falschen Annahme ausgegangen, die ich gerne klarstellen möchte. Doch dies wird
alles im nächsten Kapitel geschehen…
* * * * *
Fortsetzung voraussichtlich am 1. Oktober
EIN GEDANKE ZU “ZINGDAD: RELIGIÖSER BEWEIS DES EINSSEINS”
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